Übergewicht, Burnout, Allergien, sinkende Geburtszahlen: Die Liste der negativen Gesundheitsfolgen, die mit unseren Lebensformen zu tun haben, könnte beliebig verlängert werden. Warum reagiert der Mensch auf die von ihm selbst «optimierte» Umwelt zum Teil mit Erkrankungen? Dieser Frage geht die Evolutionsmedizin nach. Der Gedanke hinter dieser Medizinrichtung ist, evolutionsbiologische Erkenntnisse anzuwenden, um Faktoren besser zu verstehen, die einerseits zur Gesundheit des Menschen beitragen, anderseits Krankheiten fördern. Die Neigung zu Übergewicht wird zum Beispiel dadurch erklärt, dass wir früher Fettreserven brauchten, um Hungersnöte besser zu überstehen. Menschen, deren genetische Ausstattung eher zu Fettaufbau führte, hatten einen Überlebensvorteil und mehr Nachkommen. Dadurch wurden diese genetischen Varianten in der Population positiv selektiert. Indem wir unsere Umwelt in den letzten Jahrhunderten sehr schnell verändert haben, konnte die genetische Anpassung jedoch nicht Schritt halten, es entstand ein Mismatch. Dieser wird für viele heutigen Erkrankungen verantwortlich gemacht, nicht nur für Übergewicht und Folgekrankheiten wie Diabetes Typ II, sondern auch für psychiatrische Erkrankungen oder Allergien. Durch die Erforschung einer Vielzahl an Quellen, wie das moderne oder alte Genom, heutige Menschen oder mumifizierte / fossilisierte Vormenschen, sowie historische Daten, können Erkenntnisse gewonnen werden, durch diese wir die menschlichen Anpassungen an frühere und heutige Umweltbedingungen und die Entstehung von Krankheiten besser verstehen. Dadurch erhofft man sich neue Ansätze für Therapien und präventive Massnahmen., Presenter: PD Dr. Nicole Bender
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